#Detmold – Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist seit den Übergriffen in der Silvesternacht und der Diskussion um die Reform des Sexualstrafrechts ein viel diskutiertes Thema. Die öffentliche Diskussion und die Berichterstattung fokussierte sich dabei auf sexuelle Übergriffe, die im öffentlichen Raum und durch Fremde stattfinden. Frauen erleben aber sexuelle Gewalt in der Regel durch bekannte Personen und an vertrauten Orten. Mit einer Plakataktion in Detmold, Lemgo und Lage soll das Thema in den kommenden Wochen verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit gerückt werden. Organisiert wird die Aktion von den Gleichstellungsstellen der Stadt Detmold und des Kreises Lippe in Zusammenarbeit mit dem Kooperationsgremium für Lippe gegen häusliche Gewalt.
„Über sexualisierte Gewalt bestehen hartnäckige Mythen und Vorurteile. Diese weitverbreiteten Vorstellungen haben mit der Realität wenig zu tun, im Gegenteil: Sie verharmlosen das Ausmaß sexueller Gewalt“, sagt Regina Homeyer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Detmold. Es sind Sätze wie „Du wolltest es doch auch“, in denen sich diese Vorurteile konzentrieren. Mit drei Plakatmotiven werden diesen Mythen Tatsachen entgegengesetzt.
„Eine Frau im kurzen Kleid ist nicht selbst schuld. Fakt ist: bei sexueller Gewalt spielen Alter, Aussehen, Verhalten und Bekleidung keine Rolle. Das Ziel der Plakataktion ist, die Vorurteile, die sexuelle Gewalt herunterspielen, vor Augen zu führen und ihnen Tatsachen entgegen zu stellen“, so Elke Wachtmann, Opferschutzbeauftragte der lippischen Polizei. Zu diesen Fakten zählt auch: Frauen erfahren dort am häufigsten körperliche und sexuelle Gewalt, wo sie sich am sichersten fühlen – zu Hause. Vorherrschende Vorstellungen wie „Du wolltest es doch auch“ verharmlosen dabei nicht nur, sondern erschweren den Frauen außerdem den Zugang zu Hilfe und Unterstützung. Es sind zudem Sätze, die das Täterverhalten rechtfertigen und die auch dazu beitragen, dass Opfer von sexueller Gewalt schweigen.
Repräsentative Untersuchungen der letzten Jahre belegen: 40 Prozent der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/ oder sexuelle Gewalt erlebt. 47 Prozent der von sexueller Gewalt Betroffenen sprechen mit niemanden über das Erlebte. „Das glaubt mir sowieso keiner – weil viele Frauen dies denken und schweigen, ist auch dies eine weitere weitverbreitete Vorstellung, die die Täter schützt“, erklärt Regina Homeyer. Mit der Plakataktion wollen wir darauf aufmerksam machen, so Mechthild Wedekind, dass Frauen bei der Frauenberatungsstelle Alraune Unterstützung und kompetente Ansprechpartnerinnen finden, die zuhören und weiter helfen.
Die Kampagne, die vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird, zielt daher auch darauf Hilfemöglichkeiten aufzuzeigen. Sie soll zudem Mut machen, das tabuisierte Thema in der Öffentlichkeit zur Sprache zu bringen. Zu diesem Zweck organisieren die Gleichstellungsstellen der Stadt Detmold und des Kreises Lippe in Zusammenarbeit mit dem Kooperationsgremium für Lippe gegen häusliche Gewalt außerdem am Freitag, 19. August, von 13 Uhr bis 16 Uhr einen Infostand auf dem Detmolder Marktplatz.