Brakel und Willebadessen: Kommunen kooperieren fürs Gemeinwohl

Gemeinwohlregion Kreis Höxter

Pressekonferenz Kick-off GWOE Brakel Willebadessen - © Stadt Brakel, Ulrike Nolte

Am 21. Januar 2020 haben die Städte Brakel und Willebadessen im Rahmen des Projektes „Gemeinwohl-Region Kreis Höxter“ mit ihrer sogenannten Gemeinwohl-Bilanzierung begonnen. So soll erstmals systematisch sichtbar gemacht werden, welche Effekte das kommunale Handeln auf das Gemeinwohl hat und wo es noch Raum für Verbesserungen gibt. So wird ein circa sechsmonatiger Organisationsentwicklungs-Prozess in den beiden Kommunalverwaltungen gestartet, der sich an Gemeinwohl-Werten orientiert. Durch die enge Abstimmung auf Ebene der einzelnen Fachbereiche soll dabei die interkommunale Zusammenarbeit gefördert werden.

Die Stadt Brakel hatte sich bereits in der Ratssitzung am 11. Juli 2019 einstimmig für diesen Weg entschieden. Das Ziel von Bürgermeister Hermann Temme und dem Rat: „Durch die Aufstellung einer Gemeinwohl-Bilanz möchten wir unser Verwaltungshandeln weiterhin und auch für die Zukunft verstärkt an Gemeinwohlwerten, wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Demokratie, Mitbestimmung und Transparenz ausrichten“. Als Gemeinwohl-Gemeinde bilanziert zu sein, sei zudem auch ein Stück Regionalmarketing, mit dem sich Brakel herausstellen könne, so Temme.

Am 26. September 2019 stimmte auch der Stadtrat Willebadessen einstimmig für die eine Gemeinwohl-Bilanzierung. „Das Thema wurde durchaus kontrovers diskutiert. Ich bin nach eingehender Beschäftigung zu dem Schluss gekommen, dass die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie dem Weg entspricht, den wir angesichts neuer Herausforderungen in der Welt einschlagen müssen“, erläutert Bürgermeister Hans Hermann Bluhm die Entscheidung. Als Kommune dazu beizutragen eröffne die Chance, sich frühzeitig mit übergreifender Nachhaltigkeits-Berichterstattung vertraut zu machen. Zudem freue er sich sehr auf die interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Brakel und darauf, von den Erfahrungen der Stadt Steinheim mit der dort bereits laufenden Bilanzierung zu lernen, so Bluhm.

Die gestern mit einem Auftakt-Workshop gestartete Kommunen-Bilanzierung wird nun in den kommenden sechs Monaten mit Beteiligten aus verschiedenen Fachabteilungen beider Städte durchgeführt. Sie ist Teil des mit LEADER-Mitteln geförderten Projekts „Gemeinwohlregion Kreis Höxter“. Die Bildungsreferenten der Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW aus Steinheim, Christian Einsiedel und Christoph Harrach, begleiten das Projekt ebenso wie eine externe Beratungsagentur. Mit der Fertigstellung der Gemeinwohl-Bilanzen wird im Sommer 2020 gerechnet.

Gemeinwohl-Ökonomie

Die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie bietet einen faszinierenden und bewährten Lösungsansatz für die Fragen unserer Zeit. Ihr wichtigstes Instrument ist die Gemeinwohl-Bilanz: Wenn Organisationen neben dem Finanzergebnis auch Beiträge zum Gemeinwohl messen und veröffentlichen, wird ethisches Handeln sichtbar. Das schafft Anreize zur Veränderung und trägt nachhaltig zum Erfolg bei.

Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine 2010 gegründete zivilgesellschaftliche Bewegung. Sie ist demokratisch organisiert und wird als lernendes System in Arbeitskreisen und einem weltweiten Netz von Regionalgruppen beständig weiterentwickelt. Ihr Ziel: Unternehmen, Kommunen und Bildungseinrichtungen dabei zu unterstützen, ihre Tätigkeit stärker mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sowie demokratischen Grundwerten in Einklang zu bringen. Infos: ecogood.org

Die Vision der Gemeinwohlregion Kreis Höxter wird als LEADER-Projekt mit EU- und Landesmitteln gefördert. Es ist auf zwei Jahre befristet, läuft also bis 2020. Das Akronym LEADER steht für „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“. Auf Deutsch: „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Der Kreis Höxter zählt seit 2016 zu den 28 LEADER-Regionen in Nordrhein-Westfalen.

Ziel unseres bis 2020 laufenden Projekts ist es, möglichst viele Kommunen, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Bürger*innen im Kreis Höxter mit den Ideen der Gemeinwohl-Ökonomie in Kontakt zu bringen. Wir ermutigen Organisationen zur Bilanzierung und unterstützen diesen Prozess durch Netzwerkarbeit und konkrete Hilfestellung. Infos: leader-in-hx.eu

Getragen wird das Projekt von der gemeinnützigen Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW. Sie wurde 2017 auf private Initiative gegründet, ist wirtschaftlich und parteipolitisch unabhängig und setzt sich für einen Wandel unseres Wirtschaftssystems hin zur Gemeinwohl-Ökonomie ein. Dieser Wandel ist dringend notwendig: Ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sollten gleichberechtigt entwickelt werden. Denn Wirtschaften mit weiterwachsendem Ressourcenverbrauch ist in unserer Welt auf Dauer unmöglich. Infos: stiftung-gwoe.nrw

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