Gutachten zum Truppenübungsplatz Senne vorgestellt – Derzeit keine akuten Gefahren erkennbar

Seit über 125 Jahren wird der Truppenübungsplatz Senne militärisch genutzt. Auf dem Gelände finden bis heute unterschiedlichste Manöver statt, wie z. B. Schießübungen. Ein im Mai 2015 durch die Kreise Lippe, Paderborn, Gütersloh und der Stadt Paderborn in Auftrag gegebenes Gutachten über mögliche Kontaminationen der Senne infolge der militärischen Nutzung wurde nun im Umweltausschuss vorgestellt: Grundsätzlich sind auf dem lippischen Gebiet des Truppenübungsplatzes einschließlich des Standortübungsplatzes Stapel keine akuten Gefahren durch eine mögliche Belastung des Bodens und des Trinkwassers in Folge der militärischen Nutzung erkennbar. Das bestätigte auch Dr. Ute Röder, Fachbereichsleiterin Umwelt und Energie. „In Bezug auf Trinkwasserschäden gibt es auf lippischem Gebiet keinen Handlungsbedarf. Untersuchungen von betroffenen Wasserquellen haben keine Auffälligkeiten gezeigt. Dennoch werden wir die Wasserqualität weiterhin gründlich prüfen.“

Im Kreis Lippe lag der Fokus der Untersuchungen auch auf dem Standortübungsplatz Stapel, der in den 1930er Jahren eingerichtet wurde. Im Gegensatz zum Truppenübungsplatz Senne in Paderborn wurde der Stapel vermehrt für Bombenabwurfübungen mit Übungsmunition aus Zement genutzt. „Damit dürfte die Wahrscheinlichkeit relevanter Boden- und Grundwasserbelastungen deutlich geringer sein“, so Dr. Michael Kerth, Mitverfasser des Standortkatasters. Jedoch sprach er eine Empfehlung für eine Voruntersuchung des Bodens aus. Südlich des Standortübungsplatzes wurden zudem Sprengtrichter gefunden. Die Gutachter vermuten auf dem Gebiet einen ehemaligen Sprengplatz aus dem 2. Weltkrieg.

Ein weiterer wichtiger Punkt im Gutachten zum Truppenübungsplatz ist die Auswertung der verwendeten Geschosse. Obwohl es nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, liegen keinerlei Hinweise für den Einsatz uranhaltiger Munition vor. Von einer radioaktiven Belastung des Bodens infolge der militärischen Nutzung ist daher nach den Ergebnissen der Recherche nicht auszugehen.

Ungeachtet der Ergebnisse des Gutachtens stellte Dr. Kerth seine Ansicht dar, dass die Senne nach dem Abzug der britischen Truppen wohl nie wieder bedenkenlos für andere Zwecke genutzt werden kann. „Überall da, wo militärisch geübt werde, könnte es grundsätzlich punktuell zu Kontaminationen gekommen sein. Ein Teilgebiet kann sicherlich von Kampfmitteln befreit werden, aber nicht die gesamte Fläche“, fasste Dr. Kerth die Untersuchungsergebnisse zusammen. Diese Einschätzung teilt auch Dr. Röder: „Wir werden uns auf Grundlage der Erkenntnisse mit den betroffenen Kommunen und Bürgermeistern besprechen. Das Gutachten stellt eine gute Planungsgrundlage für alle zukünftig denkbaren Nutzungen des militärischen Geländes dar. Inwieweit ein Handlungsbedarf besteht, wird von der Art einer zukünftig geplanten Nutzung abhängen. Darauf aufbauend werden wir klären, wo wir aktiv eingreifen müssen.“
Dr. Kerth betont aber, dass der Truppenübungsplatz Senne zumindest in absehbarer Zeit ohnehin nicht zivil genutzt werden kann, da die britischen Truppen noch keine gültige Abzugserklärung eingereicht haben.

Für die Erstellung des Gutachtens haben die Fachleute der Arbeitsgemeinschaft der Firmen Dr. Kerth + Lampe GmbH aus Detmold und MSP GmbH aus Bochum eine umfassende Auswertung von Unterlagen, Luftbildern und Zeitzeugenaussagen vorgenommen, um eine historische Rekonstruktion der jeweiligen Nutzungsgeschichte zu erstellen. Ausgehend davon konnten Aussagen zur Wahrscheinlichkeit und zum Ausmaß relevanter Belastungen in bestimmten Gebieten abgeleitet werden. Der Truppenübungsplatz Senne wird seit 1892 militärisch genutzt. Zunächst übten kaiserlichen Einheiten, später auch die Reichswehr und die Wehrmacht in der Senne. Seit Ende des 2. Weltkriegs wird das Gelände hauptsächlich von britischen Streitkräften beansprucht, Bundeswehr und NATO-Truppen führen aber ebenfalls Manöver aus. Das Gutachten wurde in Auftrag gegeben, um planen zu können, wie eine mögliche Nutzung des Geländes nach Abzug der militärischen Streitkräfte aussehen könnte.

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