Unter dem Motto „Sozialer Arbeitsmarkt – ein Gewinn für Alle“ will das Jobcenter in den kommenden fünf Jahren bis zu 1000 Arbeitsplätze in Lippe schaffen. Zudem entsteht ein Experimentierraum für innovative Beschäftigungsfelder. Ziel des Projekts ist die Bereitstellung von nachhaltigen Arbeitsplätzen für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer zu vermitteln sind. „Mit der Maßnahme kann das Jobcenter Menschen die Chance bieten, sich allmählich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die auf Dauer angelegten Arbeitsplätze sichern den Beschäftigten ein eigenes, geregeltes Einkommen und ermöglichen ihnen die soziale Teilhabe. Unserem Vorhaben aus dem Zukunftskonzept Lippe 2025, Langzeitarbeitslosen neue Beschäftigungsperspektiven aufzuzeigen, kommen wir dadurch einen großen Schritt näher“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann in seiner Funktion als Verwaltungsratsvorsitzender des Jobcenters.
Die erste Bilanz des kreisweiten Projekts ist positiv. In der Beratung des Jobcenters wurden bereits über 500 Leute informiert, dass nach den neuen gesetzlichen Möglichkeiten eine Förderung möglich ist. Etwa 250 Personen partizipieren aktiv an der Vorbereitung für eine Vermittlung. Viele dieser Langzeitarbeitslosen haben Vermittlungshemmnisse, daher wird eine intensive Betreuung vorgeschaltet, um auch diesen Menschen eine berufliche Perspektive zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen. So konnten bisher 59 Personen in Stellen vermittelt werden, weitere 12 Vermittlungen sind im Juni 2019 geplant. Die insgesamt 71 Stellen wurden bei kommunalen Arbeitgebern, Beschäftigungsträgern, Wirtschaftsbetrieben, Vereinen oder in Kirchen geschaffen. Besonders in Leopoldshöhe ist der Soziale Arbeitsmarkt inzwischen gut angelaufen. „In der Gemeinde wird die erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt sichtbar. Ehemalige Langzeitarbeitslose arbeiten im öffentlichen Raum, bekommen hierfür Anerkennung“, führt Landrat Dr. Axel Lehmann aus.
Die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen hat in der Gemeinde Tradition: Seit über 20 Jahren beteiligt sich Leopoldshöhe an Programmen der Arbeitsagentur und des Jobcenters. Mit dem aktuellen Teilhabechancengesetz ergeben sich nun neue Möglichkeiten: 28 Männer aus Russland, dem Irak und vor allem aus Leopoldshöhe selbst konnten beim Bauhof in Arbeit gebracht werden. Sie reinigen frequentierte Plätze in der Gemeinde, kümmern sich um die Außenanlagen von Schulen und Kindergärten oder pflegen Spiel- und Sportstätten. Bei ihrer Arbeit erhalten sie eine beschäftigungsbegleitende Betreuung durch Andreas Glatthor, dem Leiter des Bauhofes. „Ohne die Unterstützung der Mitarbeiter könnten wir in Leopoldshöhe den hohen Standard hinsichtlich der Sauberkeit nicht halten. Durch das Projekt haben wir nun eine win-win-Situation geschaffen. Die Lebensqualität in Leopoldshöhe steigt und motivierte Arbeitslose haben wieder eine sinnvolle Beschäftigung, die auch wertgeschätzt wird,“ sagt Bürgermeister Gerhard Schemmel.
Aufgrund ihres Alters oder gesundheitlicher Probleme hatten die Langzeitarbeitslosen Probleme, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen regulären Job zu finden. „Die Einstellung würde für den Arbeitsgeber ein gewisses Risiko bedeuten. Statt maximaler Produktivität steht auf dem Bauhof aber Verlässlichkeit, Sorgfalt und vor allem die Freude am gemeinsamen Arbeiten im Vordergrund. Daher konnten wir durch den Sozialen Arbeitsmarkt hier die Mitarbeiter in ein fünfjähriges Beschäftigungsverhältnis überführen,“ so Elke Althof, Fachbereichsleiterin Markt und Integration beim Jobcenter Lippe. Die Arbeitsmarktintegration ist auch auf den persönlichen Einsatz von Bürgermeister Gerhard Schemmel und seiner Personalleiterin und Stellvertreterin Heike Sunkovsky zurückzuführen „Wir kennen viele der Langzeitarbeitslosen persönlich und versuchen, ihnen mit allen Mitteln zu helfen“, versichert Sunkovsky. Dies konnte der Bauhof in ein Modellprojekt ausweiten: Die Mitarbeiter des Bauhofes unterstützen Sportvereine in Leopoldshöhe bei der Pflege ihrer Außenbereiche.
Das seit 2019 eingeführte Teilhabechancengesetz fördert sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen auf dem allgemeinen und sozialen Arbeitsmarkt. Das Gesetz unterscheidet sich von bisherigen Programmen durch die Höhe und Dauer der Förderung. Zudem können alle Arbeitgeber bei der Vermittlung der Arbeitslosen einbezogen werden. Arbeitgeber erhalten für maximal fünf Jahre einen Lohnkostenzuschuss. Im Gegensatz zu anderen Städten und Kreisen zeichnet den Kreis Lippe die Einbindung des Teilhabechancengesetzes in ein Gesamtkonzept zur Weiterentwicklung und zum Ausbau eines Sozialen Arbeitsmarktes in der Region aus. Die Maßnahme in Leopoldshöhe wird finanziert durch das Jobcenter unter anderem aus Bundesmitteln sowie durch die Gemeinde. Das Jobcenter wird den „Sozialen Arbeitsmarkt“ weiter in den Städten und Gemeinden vorstellen, verbunden mit einer Beratung und gemeinsamem Austausch zu möglichen Projekt- beziehungsweise Beschäftigungsideen vor Ort.