Paderborn – (mb) Das Versprechen angeblich hoher Gewinne ist eine Masche, die Betrüger in den unterschiedlichsten Varianten anwenden. Die Methode ist immer die gleiche: Vor einer “Gewinnübergabe” werden die Opfer dazu aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen, zum Beispiel “Gebühren” zu bezahlen. Eine 83-jährige Frau aus dem Kreis Paderborn zahlte jetzt 15.000 Euro angeblicher Anwalts- und Notargebühren an die in der Türkei vermuteten Betrüger. Als diese noch rund 50.000 Euro “Einkommensteuer” kassieren wollten und das Opfer deswegen einen Kredit beantragte, fiel die Abzocke einem Banker auf.
Den ersten Anruf der Betrüger erhielt die Seniorin Mitte Juli. Eine nette Frauenstimme kündigte den stattlichen Gewinn an: 170.000 Euro! Die Dame tischte auch eine Legende auf, wie es zu diesem Gewinn gekommen sei. Sie war so überzeugend, dass die 83-Jährige alles machte, was ihr die Dame am Telefon und in weiteren Telefonaten angebliche Rechtsanwälte, Notare und Bankchefs auftrugen. Dem betagten Opfer wurde erklärt, wie moderner Geldtransfer per “Moneygram” funktioniert und wo das in Paderborn möglich ist. So hob die Seniorin Geld von ihrem Konto ab, fuhr zu dem beschrieben Kiosk und überwies den ersten vierstelligen Betrag an ein Konto in der Türkei. In weiteren Telefonaten wurden weitere Anwaltskosten und Gebühren eingefordert, die das Opfer in gleicher Weise beglich.
15.000 Euro hatte die Frau aus dem Paderborner Kiosk schon an die Betrüger in die Türkei transferiert, als diese eine neue Variante in ihr kriminelles “Gewinnspiel” einbauten. Jetzt war laut Auskunft eines gewissen “Dr. Bose”, Chef einer Berliner Bank, erst die Einkommensteuer in Höhe von rund 50.000 Euro zu zahlen, bevor die Gewinnsumme ausgeschüttet werden könne. Da die Seniorin nicht über so viel Geld verfügte, nahm sie Anfang dieser Woche Kontakt zu ihrer Bank auf, um über einen Kredit zu verhandeln.
Obwohl die 83-Jährige den Bankmitarbeiter nicht in alle Hintergründe einweihte, roch dieser sofort den Betrug und riet der Frau, zur Polizei zu gehen. Erst bei Polizei wurde der Seniorin richtig bewusst, dass sie Opfer von Betrügern geworden ist. Fast zwei Wochen hatte sie täglich mit den unbekannten Tätern telefoniert.
In jüngster Zeit wurden ähnliche Betrugsversuche bekannt, ohne dass die vermeintlichen Opfer auf die Forderungen der Täter eingingen. Die Betrüger melden sich zumeist per Telefon – manchmal auch per E-Mail oder Brief – bei ihren Opfern und behaupten, diese hätten eine hohe Summe, einen hochwertigen Pkw oder anderen Sachwert gewonnen. Allerdings könne der Gewinn nur nach Zahlung einer “Bearbeitungsgebühr” übergeben werden. Zielgruppe sind zumeist ältere Menschen, die von überwiegend aus der Türkei agierenden Betrügern kontaktiert werden. Die Anrufer sind in Gesprächsführung gut geschult und wirken überzeugend. Eine spezielle Technik ermöglicht es den Kriminellen, auf der Rufnummernanzeige der Telefone ihrer Opfer eine andere Nummer anzuzeigen, zum Beispiel die Telefonnummer eines Rechtsanwalts, einer Behörde oder der Polizei.
Die Täter geben klare Zahlungsanweisungen: Sie schicken ihre Opfer beispielsweise zur Post oder Bargeldtransferstellen wie Moneygram, Western Union o.ä., um die angeblichen Kosten – häufig eine Summe von mehreren hundert bis über tausend Euro – zu überweisen. Empfänger sind überwiegend Personen in der Türkei. Oder sie fordern ihre Opfer dazu auf, Prepaid-Karten für Online-Käufe, wie zum Beispiel Ukash oder Paysafecard zu erwerben, mit denen man auch Geld ins Ausland überweisen kann. Diese Karten gibt es als Gutscheine an vielen Tankstellen sowie in Einzelhandelsgeschäften. Mit dem Ukash- beziehungsweise Paysafecard-Gutschein erhält der Käufer eine individuelle Nummer. Diese Nummer ist quasi Bargeld, denn wer sie hat, kann damit im Internet einkaufen. Deshalb erfragen die Betrüger unter einem Vorwand die Gutschein-Nummer bei ihren Opfern, um damit im Internet auf Einkaufstour gehen zu können.
Mit immer neuen vorgetäuschten Szenarien versuchen die Täter an das Geld ihrer Opfer zu kommen. Deswegen ist es kaum möglich, alle bekannten Varianten zu beschreiben. Um nicht Opfer der Betrüger zu werden, sind folgende Tipps zu beachten:
Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie nicht an einer Lotterie teilgenommen haben, können Sie auch nichts gewonnen haben!
Geben Sie niemals – absolut niemals – Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern, zahlen Sie keine Gebühren oder wählen gebührenpflichtige Sondernummern.
Machen Sie keinerlei Zusagen am Telefon. Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches.
Sollten Sie solche dubiosen Anrufe mit lukrativen Versprechen erhalten, ziehen Sie eine Person Ihres Vertrauens hinzu oder wenden Sie sich sofort an die Polizei.
Weitere wertvolle Informationen bietet www.polizei-beratung.de im Internet:
http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/gewinnversprechen/methode.html
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