Rheda-Wiedenbrück (pbm). Seit dem 1. Januar 1993 ist Dorothee Kohlen Umweltberaterin der Stadt Rheda-Wiedenbrück. „Es ist eine spannende Aufgabe – und im Gespräch mit den Ratsuchenden lernt man selbst immer wieder etwas dazu,“ freut sich die Silberjubilarin über die täglichen Begegnungen in ihrem Arbeitsfeld.
Das hat sich seit 1993 durchaus verändert. Waren damals gerade Informationen zu Schadstoffen wie Formaldehyd gefragt, wird die Chemikalie heute kaum noch verwandt und beschäftigt die Leute daher weniger. Schlager bei den Beratungen sind jetzt die Themen Energiesparen und Klimaschutz. Hier begleitet die Fachfrau schon jahrelang Projekte wie „Energiesparen macht Schule“ und „Energiesparen im Rathaus“, die im Laufe der Jahre weit über 2.500 Tonnen CO2 eingespart haben. Nur logisch also, dass sich die Stadt auch seit 2007 erfolgreich am European Energy Award beteiligt.
Weil Energiesparen ein großes Thema ist, bietet die Umweltberaterin dazu eine Vielzahl von Broschüren an und wird auch einmal im Monat von der Energieberaterin der Verbraucherzentrale unterstützt. Mit der Thermografieaktion hat Kohlen den Bereich 2002 um einen wichtigen Baustein ergänzt. Ausstellungen zum Thema, Informationen und Exkursionen zur alternativen Energienutzung kommen dazu.
Die Vorbereitungen zum integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt gehörten ebenfalls zur Aufgabe Kohlens. Positive Folge des Konzepts: Mit Hans Fenkl wurde ein eigener Klimaschutzmanager eingestellt, der diesen wichtigen Bereich nun kräftig beackert und die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise über energiesparende Haushaltsgeräte, E-Mobilität oder die Förderung für klimaschützendes Bauen informieren kann.
In den Sommermonaten gibt es einen anderen „Publikumsliebling“ bei den Beratungen: Fragen nach Wespen, Bienen und anderen als bedrohlich empfundenen Insekten machen dann einen Großteil der Beratungen aus. Grundsätzlich kann Dorothee Kohlen dabei empfehlen, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht gleich in Panik zu verfallen, wenn eine Wespe im Garten gesichtet wird. Dies umso mehr, als die Wespe ein nützliches Insekt ist, das jede Menge Mücken verputzt und eigentlich nur aggressiv wird, wenn Menschen wild um sich schlagen. „Panik trübt auch den Blick,“ stellt die Umweltberaterin fest, die schon einmal zu einem vermeintlich gefährlichen Wespennest gerufen wurde. Der kurze Blick der Fachfrau zeigte aber, dass sich dort zwar schwarz-gelbe, aber gänzlich ungefährliche Schwebfliegen aufhielten.
Auch die Verwechselung einer Blattlaus mit einer Zecke zeigt der Beraterin, wie wichtig Aufklärung über Flora und Fauna, ja über Umweltthemen überhaupt ist. Information ist daher eine zentrale Aufgabe. Ob Gärtnern ohne Gift, Sprit sparen, Igel und andere Nützlinge, Textilproduktion, Fairer Handel, umweltfreundliche Schultasche: Zu hunderten von Themen gab es in den vergangenen Jahren Exkursionen, Presseartikel, Vorträge, Näh- oder Kochkurse und mindestens eine Ausstellung mit umfassendem Begleitprogramm pro Jahr. Sehr populär war etwa die Kampagne zu heimischen Obstsorten, die dem Pomologen Hans-Joachim Bannier lange Schlangen vor seinem Bestimmungstisch lieferten. Ebenso gefragt waren die Veranstaltungen rund um die Spinne. In deren Verlauf fanden sogar Kinder mit Spinnenphobie plötzlich die achtbeinigen Krabbler spannend und nahmen die Tiere behutsam in die Hand.
Teilweise entwickeln sich neue Schwerpunkte aus Anträgen von umweltinteressierten Bürgern – etwa die Bewerbung zur Fairtrade Stadt. 2010 erhielt Rheda-Wiedenbrück als erste Kommune in OWL den Titel „Fairtrade Stadt“, inzwischen haben sich bundesweit über 500 Städte dem Projekt angeschlossen. Aufgrund der hervorragenden Grundlagenarbeit der beiden Eine-Welt-Initiativen der Kirchengemeinden, die beide über 30 Jahre aktiv sind wurde die Auszeichnung gleich im ersten Anlauf erreicht. Viele Geschäfte bieten inzwischen faire Produkte an, etwa den „Emskaffee“.
Weiterhin begleitet die Umweltberaterin seit Jahren den Klimaschutzpreis, den Stadtputztag, die Bodenprobenaktion, die Kindermeilenkampagne der Kindergärten oder die Krötenwanderungen und die damit verbundenen Sperrungen. Fragen zum Gelben Sack werden ebenso beantwortet, wie auch nach Sündern gefahndet wird, die ihren Abfall wild entsorgen. Viele Projekte sind erfolgreich dank jahrelanger guter Kooperationen, etwa mit Pro Arbeit e. V., AltBauNeu des Kreises Gütersloh, GEG (Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen Kreis Gütersloh) oder den Umweltgruppen.
Dorothee Kohlen stammt aus Ostenfelde. Nach dem Studium der Biologie und anschließender Verwaltungsausbildung arbeitete sie zunächst im Wasserschutzamt der Stadt Bielefeld, bevor sie zur Stadt Rheda-Wiedenbrück wechselte. Hier konnte sie auf die gute Vorarbeit von Heinz Bremehr und später von Peter Preuß zurückgreifen, die seit April 1986 die Umweltberatung begonnen hatten. In ihrer Freizeit singt Dorothee Kohlen gerne im Chor der Ev. Versöhnungskirchengemeinde und genießt die Arbeit im eigenen Garten.
Die Umweltberaterin berät täglich zwischen 8 und 16 Uhr im Rathaus Rheda im Raum 13 (freitags nur bis 12 Uhr). Eine Terminvereinbarung unter 963234 oder per Mail Dorothee.Kohlen@rh-wd.de ist ratsam.