Gemeinschaftsprojekt des Landebetriebes Wald und Holz NRW und des Landesverbandes Lippe zur Erhaltung der genetischen Vielfalt der Baum- und Straucharten in Nordrhein-Westfalen
Detmold, 08. Februar 2016. In den Wäldern des Landesverbandes Lippe rund um den Donoper Teich sind derzeit ungewöhnliche Erntearbeiten im Gange: Nicht Holz wird hier eingeschlagen, sondern Baumkletterer steigen in die Kronen von Kiefern, um sogenannte Veredelungsreiser zu schneiden. Das Projekt dient dem Erhalt der genetischen Vielfalt von Kiefern in Nordrhein-Westfalen und wird betreut vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald, das die Schwerpunktaufgabe „Waldbau und Forstvermehrungsgut“ beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW erfüllt.
„Gehölzgenetik ist eine Basis für erfolgreiche Waldwirtschaft“, erläutert Forstamtsfrau Lydia Schulze vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald. Zu ihrer Arbeit gehört, forstliche Genressourcen von Baum- und Straucharten in Nordrhein-Westfalen zu erhalten und zu fördern. Denn: „Die genetische Vielfalt ist zum einen die Grundlage für die Anpassungsfähigkeit der Arten an sich verändernde Umweltbedingungen, und zum anderen wichtig für die Bildung von Standortrassen und Populationen, die an die verschiedenartigen Bedingungen ihrer jeweiligen Standorte angepasst sind.“
In den Wäldern des Landesverbandes Lippe haben Kiefern ihr fachliches Interesse geweckt: „Die autochthone,d.h. gebietsheimische Kiefer kommt in Ostwestfalen nur noch in Relikten vor. Diese Relikte sind aus genetischer Sicht außerordentlich wertvoll, ihre genetischen Informationen müssen erhalten werden.“ Die Kiefernvorkommen rund um den Donoper Teich sind von sehr guter Holzqualität: „Sie existieren nur deshalb noch, weil sie bei den Reparationshieben der Nachkriegszeit aufgrund ihres Schutzstatus als Naturschutzgebiet verschont wurden“, berichtet Hermann Kaiser, Leiter des Forstreviers Hiddesen beim Landesverband Lippe. „Alle anderen Kiefern dieser Altersklasse und in diesem Raum, wurden damals, nach dem Kriege, gefällt und nach England verschifft.“ Das Alter der Kiefern sei – je nach Standort – mit 111 bzw. 211 Jahren anzusetzen.
Der Landesverband Lippe und das Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald wollen die genetischen Ressourcen der Kiefern nun gemeinsam sichern und für zukünftige Generationen erhalten. Baumkletter steigen dazu in die Lichtkronen der Kiefern, um Veredelungsreiser herauszuschneiden.
Diese werden in den Gewächshäusern des Lehr- und Versuchsforstamts auf sogenannte „Unterlagenpflanzen“ veredelt. „Die veredelten Kiefernpflanzen werden ca. drei Jahre in Pflanzcontainern angezogen und später auf eine geeignete Fläche beim Landesverband Lippe als Samenplantage ausgepflanzt.
Mittelfristig liefern uns diese Plantagen reichlich Saatgut“, freut sich Schulze.