Gütersloh. Wer selbst einmal den Rettungsdienst braucht, trifft unter Umständen auf Familienmitglieder der Harsewinkeler Familie Hirsch. Denn ein Teil der Familie Hirsch arbeitet nicht nur im gleichen Berufsfeld, sondern auch in der gleichen Arbeitsstelle. In diesem Fall in der Rettungswache Harsewinkel, in der Vater Rudi Hirsch (60 Jahre), Tochter Diana Lange (37 Jahre) und Sohn Marc Hirsch (36 Jahre) ihrer Arbeit als Rettungsassistent, Rettungssanitäterin und Notfallsanitäter nachgehen. Damit vertreten sie typische Ausbildungsberufe im Rettungsdienst.
Alle Drei wohnen in Harsewinkel und haben damit einen sehr kurzen Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Diana Lange ist begeistert: „Es ist ein richtig tolles Team hier.“ Auch für Marc Hirsch ist das Team der Rettungswache Harsewinkel „schon ein bisschen wie eine zweite Familie.“
Rudi Hirsch kam bereits früh durch sein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Berufszweig Rettungsdienst in Kontakt. In den 1980er Jahren wurde er Rettungssanitäter. Nach einer zweijährigen Ausbildung zum Rettungsassistenten begann er 1993 beim Kreis Gütersloh. Als Rettungsassistent versorgt er eigenständig Notfallpatienten und führt den Rettungswagen sowie Notfalleinsätze als Teamleiter. Der staatlich anerkannte Ausbildungsberuf des Rettungsassistenten wurde 2014 durch den Ausbildungsberuf des Notfallsanitäters ersetzt.
Die Familie brennt für den Rettungsdienst. Rudi Hirsch bekennt: „Mir lag es schon immer am Herzen, Menschen zu helfen.“ Auch für Diana Lange ist die Arbeit im Rettungsdienst „ein toller Beruf“. Für Marc Hirsch ist die Vorstellung, im Rettungsdienst zu arbeiten, schon seit seiner Jugend so selbstverständlich, dass er sagt: „Der Weg in den Rettungsdienst war für mich fast vorgeplant.“ Besonders gut gefällt allen, dass sie anderen Menschen helfen können und dass der Alltag im Rettungsdienst sehr vielseitig und abwechslungsreich ist. „Man weiß halt nicht, was kommt“, so Lange. Einen weiteren Pluspunkt sehen sie aber auch im Kontakt zu anderen Behörden wie der Polizei oder der Feuerwehr, deren Einsätze sie manchmal auch selbst miterleben.
Als am belastendsten erleben die Drei Notfälle, die Kinder betreffen. Als besonders schön hingegen erlebten Rudi und Marc Hirsch mehrere Geburten im Rettungswagen. Auch die Momente, in denen Gerettete auf die Wache kommen, um sich bei ihnen zu bedanken, zählen zu ihren schönsten Berufserinnerungen.
Marc Hirsch fing als Jugendlicher ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr an und stieg durch den Zivildienst in den Rettungsdienst ein. 2004 begann er die Ausbildung zum Rettungsassistenten und wurde zwei Jahre später vom Kreis Gütersloh angestellt. Im Zuge der Kommunalisierung fing er mit seinem Vater Rudi gleichzeitig in der Rettungswache Harsewinkel an. 2014 wurde der Rettungsdienst in Deutschland reformiert und mit dem Notfallsanitäter ein neuer Ausbildungsberuf geschaffen. Diese Ausbildung ist dreijährig und stellt die höchste nicht-ärztliche Ausbildung im Rettungsdienst dar. Marc Hirsch konnte sich aufgrund seiner Rettungsassistenten-Ausbildung zum Notfallsanitäter weiterbilden lassen. Der Notfallsanitäter hat den Rettungsassistenten inzwischen vollständig abgelöst.
Wer im Rettungsdienst arbeitet, muss viele Eigenschaften mitbringen. Vater Rudi Hirsch sagt: „Man darf kein Held sein“. Denn Einzelkämpfertum ist in diesem Beruf eher schädlich.
Wichtig sind aber auch Gelassenheit, eine hohe soziale Kompetenz, körperliche und geistige Fitness, ein hohes Einfühlungsvermögen und natürlich die fachliche Begeisterung für Medizin. Aber auch Stressresistenz gehört dazu, denn: „Wenn wir uns stressen lassen, ist dem Patienten nicht geholfen“, betont Marc Hirsch.
Diana Lange, geborene Hirsch, ist seit 2017 im Rettungsdienst aktiv. Ein Interesse am Rettungsdienst hatte sie – familiär bedingt – jedoch schon als Jugendliche. Frauen waren lange Zeit kaum im Rettungsdienst präsent – das änderte sich erst Anfang der 2000er Jahre. Seitdem steigt der Frauenanteil stetig und Frauen sind im Rettungsdienst längst Normalität, wie alle Drei betonen. Diana Lange schlug daher zunächst den Berufsweg der Arzthelferin ein, den sie nach 18 Jahren aufgab. Nach einem informativen Gespräch mit ihrem Bruder über den Rettungsdienst, entschied sie sich schließlich dazu, Rettungssanitäterin zu werden.
In dieser Zeit begann sie als ‚Springerin‘ mit der Begleitung von Krankentransporten, was ihr ermöglichte, die medizinischen Abläufe kennenzulernen sowie die Lage von Krankenhäusern und Altenheimen, die sie später als Fahrerin eines Rettungswagens oft ansteuern muss.
Trotz des gleichen Berufsfelds und der gleichen Stammwache hat Familie Hirsch kein Problem damit, Berufliches und Privates zu trennen. Einmal sind sie bereits zu Dritt zu einem Einsatz gerufen worden, etwas häufiger kommt es vor, dass sie zu zweit vor Ort sind. Eine etwaige „Familienhierarchie“ spielt dabei überhaupt keine Rolle, denn was für Familie Hirsch zählt, ist die Professionalität. Im Einsatz ist entscheidend, wer Teamführer ist und wer Fahrer. Der Teamführer spricht den Patienten an und entscheidet, was zu tun ist, während der Kollege ausführt. Diese Rollen wechseln dementsprechend. Die in der Ausbildung so gut erprobten Rollen haben immer Vorrang, denn sie seien hier „als Team und nicht als Familie“, bekräftigt Diana Lange.