Kreis Herford. Etwa 100 Fachleute haben sich im Klinikum Herford zu einem Fachtag „Häusliche Gewalt gegen Mütter-Gewaltverhalten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“ getroffen. Eingeladen hatte das Fachforum gegen häusliche Gewalt im Kreis Herford und die Resonanz war so groß, dass man eng zusammen rücken musste.
„Das zeigt die hohe praktische Relevanz des Themas in der täglichen Arbeit, auch wenn die Perspektive, dass die Gewalt auch vom Kind ausgehen kann, auf den ersten Blick irritierend ist,“ erklärt Kerstin Falk, Gleichstellungsbeauftragte des Klinikums und Mitorganisatorin. Teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter aus örtlichen Beratungsstellen, Kindergärten, Schulsozialarbeit, Jugendämtern, Jugendhilfeträgern, Polizei, Staatsanwaltschaft und Behörden.
Der Kinder – und Jugendtherapeut Dr. Wilhelm Rotthaus referierte, dass das Thema Gewalt von Kindern gegen ihre Eltern häufig tabuisiert und kaum beforscht wird. Auch medial ist das Thema wenig präsent, so dass die Betroffenen eher davon ausgehen, dass nur sie betroffen sind. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass etwa 10 % der Kinder- und Jugendlichen in verschiedenen Formen und Abstufungen Gewalt gegen ihre Eltern ausüben. Überproportional häufig trifft es die Mütter und auch hier alleinerziehende Mütter t. Ein Teil des Phänomens ist, dass die Betroffenen sich aus Scham und dem Wunsch, ihre Kinder zu schützen erst sehr spät Hilfe suchen. Außerdem treffen sie häufig auf ein Umfeld, das den Eltern die Schuld zuspricht, statt sie zu unterstützen.
Damit dieser Kreislauf durchbrochen werden kann, ist es zunächst wichtig, für das Thema zu sensibilisieren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn nur wenn die Fachleute dieses Phänomen kennen, können sie aktiv und initiativ in der Beratung damit umgehen. „Es ist wichtig, den Eltern in der Situation Respekt und Anerkennung zu zeigen und das Schweigen aktiv zu brechen, indem nach kindlichen Gewalthandlungen gefragt wird“ erläutert Dr. Rotthaus. In der anschließenden Diskussionsrunde mit Dr. Rotthaus und Vertreterinnen der Frauenberatungsstelle Herford, des Jugendamtes und der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder des Kreises Herfords konnten sich die Fachleute noch intensiv über die Hilfs- und Unterstützungsangebote für die Betroffenen austauschen. „Letztlich ist das Ziel einer solchen Veranstaltung, den Fachleuten Impulse für ihre konkrete Arbeit mitzugeben, damit sie die Familien vor Ort wirkungsvoll unterstützen können. Und ich glaube, das ist heute erreicht worden,“ findet Simona Langenberg, Geschäftsführerin des Koordinierungsteams
Info zum Fachforum gegen häusliche Gewalt im Kreis Herford:
Das Fachforum gegen häusliche Gewalt im Kreis Herford ist 2003 gegründet worden und steht unter der Schirmherrschaft des Landrates des Kreises Herford, Jürgen Müller.
Ziele des Fachforums gegen häusliche Gewalt sind unter anderem, Opfer zu schützen und Hilfs- und Unterstützungsangebote anzubieten und zu verbessern. Zur Umsetzung der Ziele des Fachforums gegen Häusliche Gewalt gibt es ein Koordinierungsteam, das auch die öffentlichen Veranstaltungen plant und umsetzt.
Diesem Team gehören unterschiedliche Institutionen und Organisationen an:
- AWO Fachdienst für Migration und Integration
- Femina vita Mädchenhaus e.V.
- Frauenhaus Herford e.V.
- Frauenberatungsstelle Herford/Frauennotruf
- Trennungs-und Scheidungsberatung im Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Herford
- Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder des Kreises Herford
- die Gleichstellungsbeauftragten der Städte Enger und Bünde, des Kreises Herford und des Klinikum Herford
- Jugendamt Stadt Herford
- die evangelische Jugendhilfe Schweicheln Täterarbeit
- Opferschutzbeauftragte der Polizei
Die Geschäftsführung des Koordinierungsteams liegt bei der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Herford. Das Fachforum ist unter www.fachforum-gegen-haeusliche-gewalt-im-kreis-herford.de im Internet erreichbar.