Rheda-Wiedenbrück (pbm). In einer Notsituation abgezockt – das erlebte vor rund drei Wochen ein Rentnerpaar. Weil ihr Kanal am Wochenende verstopft war, riefen sie eine – scheinbar aus der Gegend stammende – Firma zu Hilfe. Die reinigte den Kanal, schrieb daraufhin eine zu hohe Rechnung und drängte das Ehepaar, in bar zu bezahlen. Im Anschluss verkauften sie ihnen eine unnötige Kanalsanierung für 4.700 Euro. Ludger Wördemann vom Eigenbetrieb Abwasser (EAW) warnt: „Seriöse Anbieter arbeiten auf Rechnung und verlangen keine Barzahlung an der Haustür.“
Der Stundensatz schien niedrig zu sein, doch die Firma, die ihren Sitz in Hessen hat und für betrügerische Machenschaften bekannt ist, berechnete diverse nicht erforderliche Nebenleistungen. Die Mitarbeiter reinigten den Kanal – obwohl er nicht verstopft war: „Nachdem das Ehepaar uns kontaktierte, untersuchten wir den Kanal und stellten fest, dass die Grundstücksanschlussleitung bei einer Baumaßnahme nicht übernommen wurde“, erklärt Ludger Wördemann. „Daraufhin haben wir die Leitung erneuert und das Problem war gelöst.“
Mittlerweile wurde der Auftrag zur Kanalsanierung mithilfe der Verbraucherzentrale storniert, die darüber hinaus prüft, ob das Unternehmen rechtswidrig gehandelt hat.
Tipps
„Bei Kanalverstopfungen als Erstes in den Übergabeschacht schauen, der sich in der Regel an der Grundstücksgrenze befindet. Wenn sich dort Wasser gestaut hat, kann man davon ausgehen, dass die öffentliche Leitung verstopft ist. Dann ist der EAW zuständig und der Bereitschaftsdienst unter Tel. 0176 11 963 668 oder 0176 11 963 689 erreichbar“, rät Ludger Wördemann. „Ist der Übergabeschacht nicht eingestaut, dann ist die Hausanschlussleitung auf dem Grundstück verstopft. Dann am besten einen ortsansässigen Installateur anrufen, der sich mit den Gegebenheiten auskennt.“
Ortsansässige Monteure berechnen durchschnittlich einen Stundensatz von 40 bis 50 Euro, eine Hochdruckreinigung kostet zwischen 90 und 120 Euro, für die Anfahrt werden bis zu 20 Euro berechnet, am Wochenende werden bis zu 50 Prozent auf den Stundensatz der Mitarbeiter aufgeschlagen. „Vor der Auftragserteilung sollten die Preise pro Stunde fest vereinbart werden“, empfiehlt der EAW-Mitarbeiter.