Rheda-Wiedenbrück (pbm). Dass Rheda-Wiedenbrück sich von einer besonders sauberen Seite zeigt, ist keine Selbstverständlichkeit. Seit gut einem Jahr gibt es das Konzept „Sauberkeit in der Stadt“. Die zunehmende Verschmutzung im öffentlichen Raum war der Grund, dieses Problem vom Kern her anzugehen. So hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, mit verschiedenen Maßnahmen die objektive und subjektive Sauberkeit in der Doppelstadt zu verbessern. Eine Arbeitsgruppe hat eine umfassende Kampagne erarbeitet zu der unter anderem die Reinigung der Containerstandorte, die Reinigung von Straßen, Wegen und Plätzen, die regelmäßige Leerung der städtischen Abfallbehälter, die Kooperation mit Pro Arbeit und viele weitere Maßnahmen gehören.
Eine ist die Müllbeseitigung durch Mitarbeiter von Pro Arbeit per Fahrrad. Wir haben Vanessa Hoffmann auf einer Tour durch die Stadt ein Stück begleitet.
Wenn die 27-Jährige morgens auf ihr Lastenfahrrad mit Müllbehältern, Greifzange, Handschuhen, ein paar Rollen Müllsäcke steigt, dann weil sie es gerne macht. Sie hat über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme den Weg zu Pro Arbeit gefunden und ist froh, nun einen Job zu haben, der sie ausfüllt. Einen Schulabschluss hat sie, doch zu einer Ausbildung ist es nie gekommen. Vielleicht klappt es über Pro Arbeit, denn sie würde gerne dortbleiben. Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Interesse, Teamfähigkeit und Arbeitsbereitschaft zeichnen die junge Frau aus.
Wir radeln gemeinsam Richtung Innenstadt von Wiedenbrück. Auf dem Radweg auf der Bahntrasse hält sie regelmäßig an und sammelt Papier, Kaffeebecher, Flaschen und Zigarettenschachteln ein. Manchmal sogar während der Fahrt. An manchen Tagen sei das Müllaufkommen hoch, an anderen Tagen weniger. Warum das so ist, dass bleibt wohl ein Geheimnis. Wir radeln über den Parkplatz „Schanze“, wo es auch sehr ordentlich aussieht. An der Ems entlang geht es Richtung Postdamm. In den Waldgegenden liegt immer besonders viel herum, weil sich die Verursacher unbeobachtet fühlen. Vanessa Hoffmann ärgert sich schon lange nicht mehr über den Müll. „Es ist halt so. Und so lange wir Herr der Lage sind, ist alles gut“, meint sie gelassen. Sie mag es tagsüber auf ihren Touren ihr eigener Herr zu sein und sie mag auch die Vielseitigkeit in ihrem Job. Manchmal fährt sie mit zu Wohnungsauflösungen oder sie hilft auf dem Recyclinghof. Ihren Führerschein konnte sie auch machen. Das war für die 27-Jährige ein großer Schritt nach vorne.
Die Containerstandorte
Unterwegs treffen wir Wolfgang Krause und Roman Zawada. Sie sind an diesem Morgen für die Reinigung einiger Containerstandorte verantwortlich. Die beiden ärgern sich ein bisschen mehr als Vanessa über die illegalen Müllentsorger. An den Glascontainern stehen wieder große Tüten mit Hausmüll, die dort nichts zu suchen haben. Sie sammeln den Müll ein, kontrollieren alles und räumen auf. Dann werden die Container und ihr Standort noch mit einem Hochdruckreiniger saubergespritzt. Das Erscheinungsbild ist dadurch sehr ordentlich. An manchen Standorten müssen sie jedoch zweimal am Tag vorbeischauen, weil immer wieder illegal Müll abgestellt wird.
Wolfgang Krause plaudert derweil ein wenig aus dem Nähkästchen. Es seien oft schöne Begegnungen die er erlebe, weil sich Menschen für ihren Einsatz bedanken. Selten sind es unschöne Treffen mit Menschen, die sie herablassend behandeln oder Müll sogar vor ihren Füßen wegwerfen mit dem Hinweis: „Ihr seid doch dafür da, unseren Dreck wegzuräumen.“ „Da muss man zweimal tief schlucken und ruhig bleiben“, meint Krause. Diese Menschen seien zum Glück in der Minderzahl.
Aber alle, die regelmäßig im Stadtgebiet und in den Außenbezirken unterwegs sind, sind sich einig, dass das Müllaufkommen dank des neuen Konzeptes deutlich weniger geworden ist. Immer mal wieder wird punktuell im Wald entsorgt, „was gar nicht geht und auch strafrechtlich verfolgt werden müsste“, meint Krause. Gerade hat er wieder zwei große Reifen mit Felgen im Bulli. Die muss er eigens zu einem Spezialentsorger bringen. Ärgerlich! Solche Sonderentsorgungen kosten viel Geld und Zeit.