Salzkotten – Dank eines aufmerksamen, couragierten Zeugen sowie weiterer Helfer hat die Polizei am Mittwoch einen mutmaßlichen Enkeltrickbetrüger vorläufig festnehmen können. Der 47-Jährige steht im Verdacht, kurz vor der Festnahme mehrere tausend Euro von einer 88-jährigen Frau erbeutet zu haben.
Ein 21-jähriger Salzkottener war am Mittwoch gegen 18.20 Uhr auf dem Weg zu einem Geldinstitut an der Langestraße, um Bankgeschäfte zu erledigen. Am Eingang des Geldinstituts fiel ihm eine Seniorin mit Rollator auf, vor der ganz nah ein ungepflegt aussehender Mann stand. Die Situation kam dem 21-Jährigen ungewöhnlich und verdächtig vor. Der junge Mann ging kurz in das Bankgebäude. Beim Verlassen der Bank entfernte sich der Verdächtige von der Seniorin und ging an ihm vorbei. Der Zeuge wollte schon in sein Auto steigen, als ihm die Betrugsmasche des Enkeltricks in den Sinn kam. So sprach er die Seniorin an. Die 88-Jährige machte auf ihn den Eindruck, dass ihr etwas Schlimmes widerfahren war. Nach anfänglichem Zögern gab sie an, sie habe dem fremden Mann gerade fast 7.000 Euro übergeben. Der Zeuge zögerte nicht. Er sprach sofort einen Passanten (35) an und bat ihn, sich um die Seniorin zu kümmern. Er selbst sprang in sein Auto und folgte dem Verdächtigen. Den mutmaßlichen Täter erreichte er in Höhe einer Eisdiele und sprach ihn an. Der Tatverdächtige ging aber weiter. Lautstark machte der Zeuge auf die Situation aufmerksam und sprach zwei Gäste (29/32) der Eisdiele an, ihn zu unterstützen. Die Männer folgten dem Tatverdächtigen und gaben der mittlerweile alarmierten Polizei per Handy Standortmeldungen durch. Der Verfolgte riss die Tür eines auf der Langestraße stehenden Autos auf, stieg ein und forderte den Fahrer auf, Gas zu geben. Der Autofahrer (20) wies den fremden Mann jedoch nachdrücklich auf, den Wagen zu verlassen. Dann verschwand der Tatverdächtige in einer Tankstelle und konnte dort von Polizeibeamten vorläufig festgenommen werden. Bei ihm wurde die Beute aufgefunden und sichergestellt. Der Tatverdächtige stritt eine Tatbeteiligung ab. Er kam ins Polizeigewahrsam nach Paderborn.
Die sichtlich betroffene Seniorin musste mit einem Rettungswagen zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht worden. Nachmittags habe sich telefonisch ein Mann bei ihr gemeldet und sich als ihr Neffe ausgegeben, sagte die 88-Jährige später aus. Er habe Schulden, die beglichen werden müssten. 10.000 Euro benötigte er sofort, so der Anrufer. Soviel hatte die Seniorin jedoch nicht zur Verfügung. Sie nannte einen geringeren Betrag, den der “Neffe” dann abholen wollte. Typisch für Enkeltrickbetrüger gab der Täter an, er könne selber aber nicht kommen, sondern schicke einen Freund. Als Treffpunkt wurde das Geldinstitut an der Langestraße vereinbart, wo es schließlich zur Geldübergabe kam.
Der 47-jährige Tatverdächtige aus Bielefeld machte in seiner Vernehmung keine Angaben. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft dauern an.
Informationen und Präventionstipps zum Enkeltrick und anderen Straftaten gegenüber älteren Menschen sind im Internet eingestellt: https://polizei.nrw/artikel/trickbetrueger-zocken-immer-mehr-aeltere-menschen-ab
Die Polizei bittet Angehörige, Bekannte und Freunde von Seniorinnen und Senioren, diese über die kriminellen Maschen aufzuklären und die Hinweise auch zu wiederholen.