Gütersloh. Was bewegt 14- bis 17-jährige in Deutschland? Was ist den Jugendlichen in den verschiedenen Lebenswelten wichtig? An welchen Werten orientieren sie sich? Wie blicken die Jugendlichen in den einzelnen Lebenswelten in die Zukunft? Antworten darauf gibt die neue SINUS-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche 2016?“, deren wichtigsten Ergebnisse Dr. Marc Calmbach, Direktor der Abteilung Sozialforschung am SINUS-Institut, im Kreishaus vorgestellt hat.
Die kommunale Koordinierung Übergang Schule-Beruf des Kreises Gütersloh hat in Kooperation mit neun Partnern zu dem Vortrag eingeladen. Ziel der gemeinschaftlichen Veranstaltung ist die Arbeit an Ansätzen, um die duale Ausbildung für Schüler als eine Bildungsoption neben dem Studium vermehrt in den Fokus zu rücken und den Übergang in eine Ausbildung zu ebnen. Der Andrang war enorm: Rund 250 Besucher waren der Einladung ins Kreishaus gefolgt. Darunter waren Personalchefs, die wissen wollten, wie ihre Azubis ticken, und Handwerksmeister, die wissen wollten, wie sie neue Azubis gewinnen können. Daher lag ein Schwerpunkt des Vortrages auf der Frage, wie die Jugend erreicht werden kann.
In Interviews erfuhren Dr. Calmbach und seine Mitarbeiter, wie die soziale Lage der Jugendlichen ist, wie ihr Lebensstil aussieht, für welche Werte sie stehen. Das Besondere an der Studie ist, dass sie die Jugendlichen selbst zu Wort kommen lässt – und das nicht nur über ihre eigenen Worte, sondern auch über schriftliche Selbstzeugnisse und künstlerische Collagen. Ausgehend von den typischen Vorstellungen, was wertvoll und erstrebenswert im Leben ist, wurden Gruppen zusammengefasst, die sich in ihren Werten, ihrer grundsätzlichen Lebenseinstellung und Lebensweise sowie in ihrer sozialen Lage ähnlich sind. Die Forscher haben daraus sieben verschiedene Lebenswelten ausgemacht. Wie in beiden Vorgängerstudien 2008 und 2012 zeigt sich auch in der Studie von 2016, dass es ‚die Jugend‘ nicht gibt. Wie ist es dann überhaupt möglich, Jugendliche zu erreichen?
„Das Modell der verschiedenen Lebenswelten kann dabei helfen zu verstehen, wie Jugendliche zielgruppenspezifische anzusprechen sind“, erklärt Dr. Calmbach. Das Modell könne zudem nutzen, um die Welt mit den Augen der Jugendlichen zu sehen, damit Bildungsangebote konkreter auf die unterschiedlichen Zielgruppen ausgerichtet werden können. Um die Jugendlichen also zu verstehen, müsse man wissen, wir ihr Lebensstil aussieht und welche Werte ihnen wichtig sind. „Sie müssen es nicht gutheißen, wenn ein junger Mann sein Geld lieber für Turnschuhe ausgibt als für ein Mathebuch, aber Sie sollten es verstehen“, so Dr. Calmbach. Er machte darauf aufmerksam, dass das Modell als ein Instrument gesehen werden muss, um große Gruppen zu erreichen. „Die persönliche Kommunikation mit einem Jugendlichen kann dadurch nicht ersetzt werden“, betont er.