Rheda-Wiedenbrück. Es blüht hinter dem Kreishaus Wiedenbrück. Zwar nicht so üppig wie gewünscht, aber der Anfang ist gemacht. Um vor allem für Insekten bessere Bedingungen zu schaffen, hat der Kreis Gütersloh in diesem Jahr begonnen, weitere eigene Flächen zu optimieren: Eine davon ist hinter dem Kreishaus im Reckenberg-Park. Klaus Dirks, Vorsitzender des Umweltausschusses, informierte sich jetzt vor Ort. Die Trockenheit hat sich auch auf die Aussaatfläche nahe des Teichs ausgewirkt, aber der Hausmeister hat mit Gießen das Schlimmste verhindert.
‚Der Kreis Gütersloh blüht auf – weg vom englischen, hin zum blühenden Rasen‘ lautet das Motto, Ziel ist es auf den eigenen Liegenschaften ein Zeichen zu setzen für mehr Vielfalt und Artenreichtum. „Der Kreis Gütersloh muss als Vorreiter mit gutem Beispiel voran gehen“, erläutert Hanna Bante von der Abteilung Umwelt, sie betreut das Projekt. Umgesetzt und finanziert wurde es zusammen mit der Abteilung Gebäudewirtschaft, alles mit ausdrücklicher Zustimmung und Unterstützung der Kreispolitik. Man könne nicht von Landwirten verlangen, entlang der Felder Blühstreifen anzulegen und auf den eigenen Liegenschaften untätig bleiben. Der Kreis habe zwar schon Vorzeigeflächen – etwa die Magerrasenflächen rund um das Kreishaus Gütersloh, aber man könne immer noch mehr tun. Bante: „Durch verschiedene Maßnahmen wollen wir Lebensräume und Nahrungsquellen für Biene, Hummel, Schmetterling und Co. schaffen.“ Auf den Rasenflächen soll seltener gemäht werden, um Blühpflanzen ein aufblühen zu ermöglichen und auf ausgewählten Flächen werden spezielle mehrjährige Saatgutmischungen ausgebracht. Die Flächen am Kreishaus Gütersloh zeigen, dass es manchmal ausreichen kann, durch den Verzicht auf regelmäßiges Mähen das Potenzial einer Fläche zu wecken. Dort hat sich beispielsweise die seltene Heidenelke (Dianthus deltoides) angesiedelt, die in rund der Hälfte der Bundesländer bereits auf der Roten Liste steht.
In diesem Jahr wurden Flächen am Kreishaus Wiedenbrück, am Berufskolleg Halle, am Kreishaus Gütersloh und am Kreisgymnasium Halle eingesät. Knapp 5.000 Euro investierte der Kreis in den Artenschutz, die Einsaat musste beauftragt werden, Saatgut und entsprechende Infoschilder an den Flächen wurden angeschafft. Nicht nur die Trockenheit, auch eine verspätete Lieferung des Saatguts und damit verbunden eine verspätete Einbringung führten zu weniger üppigen Ergebnissen. Der Grund: Die Saatguthersteller kommen nicht hinterher. Das Bewusstsein, etwas gegen das Insektensterben machen zu müssen, ist bundesweit deutlich gestiegen.
Rund 1.000 Quadratmeter misst die eingesäte Fläche an den viel Standorten insgesamt. Zum Einsatz kamen drei verschiedene Saatgutmischungen. Im Reckenberg-Park blüht auf 130 Quadratmetern ein ‚Schmetterlings- und Wildbienensaum‘ eine Mischung aus Wildblumen und Wildgräsern des Saatgutherstellers Rieger–Hofmann. Die Blumen und Gräser sind mehrjährig. ‚Blumenwiese‘ und ‚Wärmeliebender Saum‘ sind zwei weitere Mischungen, die auf Kreisflächen zum Einsatz kommen.
Zum Thema: Insektensterben
Das Thema Insektensterben ist in den Medien mehr als präsent. Mitauslöser waren Studien, die den dramatischen Insektenschwund belegten. Danach ist die Biomasse von Fluginsekten innerhalb von 27 Jahren um rund 75 Prozent geschrumpft. Die Gründe für den Rückgang der Insekten sind vielfältig: Industrielle Landwirtschaft, Überdünung, Einsatz von Giften (zum Beispiel Neonicotinoide und Glyphosat) Herstellung von pflegeleichten Landschaften, Biotopverluste (aus artenreichen Wiesen werden Produktionsflächen (Futtergewinnung, Biogas usw.). Alle Faktoren finden sich heutzutage auch in Privatgärten wieder (Steingärten, Golfrasen, falscher Umgang mit Düngemitteln). Kurz: Lebensräume und Nahrungsquellen für Insekten werden/sind knapp.