Rheda-Wiedenbrück. Ein Großteil der geflüchteten Jugendlichen, die rund um Rheda-Wiedenbrück eine neue Heimat gefunden haben, findet sich in den internationalen Klassen des Reckenberg-Berufskollegs wieder – knapp 80 Schülerinnen und Schüler in vier Klassen sind es aktuell. Die jungen Menschen haben das Asylverfahren durchlaufen und werden als nun als anerkannte Flüchtlinge vom Jobcenter Kreis Gütersloh begleitet. Hier setzt die enge Zusammenarbeit des Berufskollegs und der Ausbildungscoaches des Jobcenters an. Mithilfe dieser Unterstützung sollen die jungen Migranten frühzeitig und engmaschig durch das Jobcenter und das Berufskolleg zu ihrem persönlichen und beruflichen Integrationsziel in Deutschland herangeführt werden. Die Ziele sind so individuell wie die jungen Geflüchteten und reichen von der Suche nach einem Praktikum über die Arbeitsaufnahme bis zur dualen Ausbildung oder dem Studium.
Schulleiterin Elke Brost findet klare Worte für die Kooperation: „Isoliertes Arbeiten bringt uns nicht weiter. Wir brauchen die Perspektive, wo und wie die Jugendlichen konkret in die Arbeitswelt kommen können.“ Dafür sei die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter im Kreis Gütersloh sehr gut und hilfreich.
Die Schule in Kreisträgerschaft legt durch die Vermittlung der deutschen Sprache und schulischer Kenntnisse den Grundstein für einen Einstieg in die Berufsorientierung und das Berufsleben. Erster Ansprechpartner am Reckenberg-Berufskolleg dafür ist seit April 2016 der Schulsozialarbeiter und Übergangscoach Cetin Polat. Die Ausbildungscoaches des Jobcenters Michaela Kempkes, Marie-Christin Heldt und Dirk Neumann bieten ergänzend dazu sowohl Einzelberatungen als auch gemeinsame Gespräche mit der Schule an. Polat arbeitet oftmals mit den Jugendlichen an den persönlichen Problemen, die einer Ausbildungsreife im Wege stehen, bevor die Mitarbeiter des Jobcenters den Integrationsplan vor Ort thematisieren können.
Die Lehrer und der Schulsozialarbeiter beziehungsweise Übergangscoach Polat sind tägliche Ansprechpartner für die jungen Menschen und haben somit einen großen Einblick in deren Leben. Regelmäßig finden Austausche zwischen Schule, der Berufsberatung der Arbeitsagentur und dem Jobcenter mit Einverständnis und im Sinne der Jugendlichen statt. „Gemeinsam schauen wir nach den jungen Leuten und behalten sie im Blick“, beschreibt Ausbildungscoach Neumann die gemeinsame Arbeit. Und die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen ist ebenfalls gut: „Viele zeigen große Bereitschaft mitzuarbeiten. Zum ganz großen Teil sind die Jugendlichen verbindlich und zuverlässig“, sind sich Polat, Neumann und Kempkes einig.
Erste Erfolge haben da nicht lange auf sich warten lassen: Mehrere der betreuten Jugendlichen vom Reckenberg-Berufskolleg konnten bereits den Hauptschulabschluss erlangen und haben eine schulische Ausbildung begonnen. Ein junger Syrer besucht nach dem Erwerb des Hauptschulabschlusses aktuell die Fachschule für Metalltechnik mit dem Ziel einer Ausbildung als Kfz-Mechatroniker, während ein anderer erfolgreich in eine Regelschulklasse an das Ratsgymnasium Rheda-Wiedenbrück wechseln konnte.