23 Gebäude in der historischen Wiedenbrücker Altstadt werden in der Stadtführungs-App erklärt. Dabei werden die Fakten zu den Häusern nicht nur klassisch in Form von Texten geliefert, sondern dank der digitalen Technik „Augmented Reality“ wird der Nutzer z.B. vom Stadtführer informiert, den er nur durch sein Smartphone sehen kann. Eine Postkarte mit dem Motiv der Anker Villa an der Lange Straße 60 weist aktuell auf die digitale Stadtführung hin. Und so geht’s: Die kostenlose App unter „Stadtführung Rheda-Wiedenbrück“ im jeweiligen App-Store herunterladen und ausprobieren. Dazu dient die Vorderseite der Karte: App öffnen, und zum Beispiel das Tor der Anker Villa mit dem Smartphone scannen.
Interview
Herr Terhechte, wie kam es dazu, dass Sie die App „Digitale Stadtführung Rheda-Wiedenbrück“ entwickelt haben?
Christian Terhechte (Geschäftsführer): Als Neuland-Medien sind wir immer unterwegs, neue Anwendungen für digitale Technologie zu suchen. In einem unserer regelmäßigen Treffen mit der Wirtschaftsförderung haben wir Nikola Weber die Technologie „Augmented Reality“ vorgestellt. Bei Augmented Reality wird der Wirklichkeit durch das mobile Endgerät eine zusätzliche Dimension hinzugefügt. So können virtuelle Objekte eingeblendet werden, die real nicht existieren. Als die Stadt darüber nachdachte, wie die historische Altstadt von Wiedenbrück neu präsentiert werden könnte, haben wir die zukunftsweisende Technologie präsentiert und die Idee von der digitalen Stadtführung war geboren.
Geben Sie uns doch dazu einmal ein Beispiel dieser Technologie.
Terhechte: Verdeutlichen wir AR am Beispiel vom „Haus Ottens“, einem Objekt der Stadtführung Wiedenbrück. Nach dem Laden und Öffnen der App auf dem Smartphone scannt man die Front des Hauses und plötzlich fährt ein Fahrrad durch das Bild. Ebenso werden zahlreiche Informationen zu der Geschichte des Hauses eingeblendet.
Frau Bökmann, Sie haben das Projekt als Projektleiterin begleitet. Was waren ihre Herausforderungen?
Kristina Bökmann (Projektleiterin): Eine große Herausforderung war, die Menge an Informationen mit dem Datenvolumen der App in Einklang zu bringen. Die Mitarbeiter der Stadt hatten viele Informationen, Bilder und Texte gesammelt. Wir mussten die digitalen Inhalte jedoch so anpassen, dass die Speicher der mobilen Endgeräte nicht unnötig strapaziert werden. Inhaltlich wurde deshalb in der Arbeitsgruppe oft hart gerungen, welche Informationen unbedingt aufgenommen und welche eher weggelassen werden können. Dies galt auch für die Wahl der 23 Gebäude, die letztendlich ausgewählt wurden.
Und technisch? Die Umsetzung der neuen Technologie war auch für Neuland-Medien tatsächlich Neuland…
Bökmann: Das ist richtig. Es war nicht so einfach umzusetzen, dass ein Objekt tatsächlich auch erkannt wird. Die Hausfassaden sehen zu verschiedenen Zeiten und bei veränderten Wetterlagen (Sonne – Regen) unterschiedlich aus. Das machte die Erkennung sehr aufwendig. Letztendlich wurden gleich mehrere Fotos eines Motivs aufgenommen und hinterlegt. Das aus unterschiedlichen Winkeln und bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen, um die Erkennung zu garantieren. Nur eins klappt nicht: Die App läuft nicht, wenn es dunkel ist – es ist unbedingt Tageslicht erforderlich.
Was macht neben der Technologie „Augmented Reality“ das Projekt für Sie besonders attraktiv?
Bökmann: Es ist vor allem der sehr individuelle Ansatz. Der Nutzer kann die Informationen in beliebiger Reihenfolge oder auch nur punktuell abrufen – zu jeder Tageszeit! Das finde ich einen sehr nutzerfreundlichen Ansatz. Ebenso spricht die Anwendung auch jüngere Zielgruppe für Stadtführungen an.
Die App ist mit dem IHK Tourismuspreis Teutoburger Wald ausgezeichnet worden. Dazu herzlichen Glückwunsch. Sind Sie stolz?
Terhechte/Bökmann: Ja, und wie! Wir sind sehr stolz. Es ist für uns ein ganz besonderer Erfolg, ein innovatives Projekt in der eigenen Stadt zu entwickeln, umzusetzen und so erfolgreich abzuschließen. Wobei – abgeschlossen ist es ja noch nicht, derzeit arbeiten wir an der digitalen Stadtführung Rheda.
Infokasten
- 23 Objekte in der historischen Altstadt Wiedenbrück sind digital aufbereitet
- Text, Bildarchiv, Ton und ggf. Augmented Reality
- Variante: Jugendführung
- Städtisches Kooperationsprojekt: Stadtplanung, Flora Westfalica und Wirtschaftsförderung
- Realisierung: Neuland-Medien
- Ziel: Jederzeit abrufbare, unterhaltsame Information zu den Objekten – individuelle Reihenfolge
- Navigation für Besucher über Google Maps
- Steine markieren den optimalen Scanstandort
- im Juni 2018 wurde die App mit dem IHK Tourismuspreis 2018 ausgezeichnet