Gütersloh. Als einziges Hochmoor im Kreis Gütersloh hat das Hühnermoor per se eine besondere Bedeutung. Durch die fehlenden Niederschläge der vergangenen Jahre hat dieser wertvolle Lebensraum stark gelitten. Die Abteilung Umwelt des Kreises Gütersloh versucht nun gegenzusteuern und den Wasserhaushalt zu verbessern. Da Bäume, die unmittelbar am Rand stehen, mit ihren Wurzeln ins Moor ragen und dem Gebiet Wasser entziehen, soll der Moorrand freigestellt werden. Auf einem zirka zehn Meter breiten Streifen werden die Kiefern und Birken gerodet. Eine ausgewachsene Birke kann beispielsweise bis zu 400 Liter Wasser am Tag verdunsten. Dieses Wasser wird im Moor jedoch dringend für die Torfmoose und Wollgräser gebraucht.
Die Maßnahme dient nicht nur dem Moorschutz, sondern auch dem Klimaschutz. Moore speichern Kohlenstoff in ihren Torfen. Werden sie entwässert, sind sie besonders klimaschädlich. Auf trockenen Moorböden wird der Kohlenstoff freigesetzt und verbindet sich mit dem Sauerstoff der Luft zum Treibhausgas CO₂. Ein weiterer Grund also, den Wasserhaushalt des Moores in Ordnung zu bringen.
Die Gehölzfreistellung soll so behutsam wie möglich erfolgen. Um den Boden und die empfindlichen Torfschichten nicht zu zerstören, wird auf den Einsatz schweren Gerätes verzichtet. Mit einer Forstraupe und dem Einsatz eines Rückepferdes wird das Holz bodenschonend an den Moorrand gebracht. Die Forstarbeiten werden Anfang Februar am Nord- und Südrand des Moores beginnen. Extra aufgestellte Schilder informieren über die Maßnahme. Der Kreis bittet Spaziergänger, die Absperrungen während der Arbeiten zu beachten.
Kreis geht nochmals in die Kommunikation
Eine weitere Kommunikationsrunde wird der Kreis Gütersloh den anstehenden Maßnahmen im Hühnermoor nun voranstellen. Dies erscheint notwendig, da in den vergangen Tagen Irritationen über bevorstehende Baumfällungen laut geworden waren. Die untere Naturschutzbehörde hatte in einer Pressemitteilung vom 31. Januar über eine Gehölzfreistellung berichtet, die dazu dient, das Moor vor dem weiteren Austrocken zu schützen. Es wurde angekündigt, die Maßnahme zudem mit Informationstafeln an den Wanderwegen zu begleiten. Bereits im vergangenen Dezember war das Vorhaben dem Naturschutzbeirat vorgestellt worden. Im Beirat sind auch die Naturschutzverbände vertreten. Ebenfalls im Vorfeld wurde das Vorgehen, das vom Fachbüro Hofer & Pautz aus Altenberge vorgeschlagen wurde, mit der Biostation Gütersloh Bielefeld sowie der höheren Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung Detmold abgestimmt. Kreis-Mitarbeiterin Ulrike Rediker-Authmann hat schlussendlich die Maßnahme am 1. Februar im Umweltausschuss der Stadt Harsewinkel vorgestellt.
Das Hühnermoor ist das einzige Hochmoor im Kreis Gütersloh, daher per se besonders schützenswert. Es hat auch als Naherholungsgebiet große Bedeutung. Die erforderlichen Maßnahmen zum Moor- und Klimaschutz die mit einer Forstraupe und in sensiblen Bereichen mittels Rückepferd durchgeführt werden, haben nun weitere Fragen bei Bürgern aufgeworfen, die sich um ein schützenswertes Stück Landschaft sorgen. Dies wird seitens des Kreises ernst genommen: „Wir bemühen uns kurzfristig noch mal für Aufklärung in dieser Sache zu sorgen“, so Frank Scheffer, Dezernent Bauen und Umwelt.
Naturschutzbehörde schaltet Sonderseite frei
Eine Sonderseite mit häufig gestellten Fragen zum Naturschutzgebiet Hühnermoor schaltet der Kreis Gütersloh jetzt frei, damit sich besorgte Bürgerinnen und Bürger bequem informieren können. Die Kommunikation zu den anstehenden Pflegemaßnahmen im NSG Hühnermoor hatte der Kreis schon Ende vorigen Jahres begonnen. Zuvor war das naturschutzfachliche Benehmen mit der Biostation Gütersloh/Bielefeld sowie der Bezirksregierung und den Naturschutzverbänden im Beirat hergestellt worden. Auch der Umweltausschuss der Stadt Harsewinkel wurde in die Kommunikation einbezogen. An den Wanderwegen sind inzwischen die Informationstafeln ausgetauscht worden. Der neue Text informiert zu den aktuellen Pflegemaßnahmen.
„Dass Bäumefällen dem Moorschutz dienen soll, ist ja zunächst mal nicht einleuchtend und nicht leicht zu verstehen“, sagt Heike Meyer zu Bentrup, Leiterin der Abteilung Umwelt beim Kreis Gütersloh. Aufgrund der entstanden Irritationen nimmt sich der Kreis Gütersloh daher noch einmal Zeit, die Dinge begleitend zu erklären. Moore seien von Natur aus weitestgehend baumfrei. Sie gehören zu extremen Lebensräumen, die daher nur von Spezialisten unter den Pflanzen und Tieren besiedelt werden, beispielsweise Torfmoose, Wollgras oder Sonnentau. Aktuell seien Moore in ganz Westfalen – bedingt durch den Klimawandel – bedroht. Üblicherweise werden sie ‚entkusselt‘ – so nennen die Landschaftsökologen es, wenn Birken- oder Kiefernaufwuchs aus Mooren entfernt wird. Denn Bäume entziehen dem Moor zusätzlich Wasser. „Schutzziel sind hier im Hühnermoor die speziellen Vegetationstypen und Tierarten des extremen Lebensraums Moor. Auch andernorts nimmt man dafür in Kauf, Birken und Kiefern zu fällen. Letztlich versuchen wir damit, die Verlandung des Moores aufzuhalten, so Meyer zu Bentrup.
Maßnahmen verzögern sich
Aufgeschoben, nicht aber aufgehoben sind die geplanten Maßnahmen zur Rettung des Naturschutzgebietes ‚Hühnermoor‘ in Harsewinkel-Marienfeld. Statt Anfang Februar läuft die Pflegemaßnahme nun in der letzten Februarwoche. Die untere Naturschutzbehörde legte jetzt eine weitere Kommunikationsrunde ein, nachdem die geplanten Maßnahmen viele Fragen aufgeworfen hatten. Bereits seit Ende vergangenen Jahres hatte die Naturschutzbehörde in verschiedensten Gremien über die notwendigen Maßnahmen berichtet. In einem Fachgespräch am Freitagvormittag ließen sich Vertreter der örtlichen Politik und Verwaltung zu offenen Fragen informieren.
Info-Veranstaltung
Der Moorexperte Bernd Hofer vom Ingenieurbüro Hofer & Pautz aus Altenberge bei Münster sowie Vertreter der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld und des Kreises Gütersloh beantworteten noch offen gebliebene Fragen. Hofer stellte die vorangegangenen Untersuchungen sowie die aktuell geplanten Maßnahmen vor. Seine dazu verwendete Präsentation stellt die Naturschutzbehörde öffentlich zur Verfügung.
Alle Beteiligten waren sich schließlich einig, dass in diesem Fall dem Leitbild zum Erhalt des Moores gefolgt werden soll. Und das beinhaltet auch, die randlich am Moor stehenden Bäume, die Wasser aus dem Moorkörper ziehen, zu fällen, um die Verdunstung zu reduzieren.
Holzarbeiten starten verzögert
Der beauftragte Forstunternehmer musste aufgrund der Terminverschiebung seine sonstigen Aufträge umorganisieren und kann nun erst in der achten Kalenderwoche starten. Die Fällung der Bäume wird mit dem Februarende beendet sein. Sie wird nicht in die nach Bundesnaturschutzgesetz am 1. März beginnende Zeit zum Schutz wildlebender und brütender Tiere ausgeweitet. Das anschließende Holzrücken wird noch Anfang März fortgesetzt.
Exkursionen geplant
Um interessierten Harsewinkeler Bürgern die besondere Bedeutung des Hühnermoors, die Ergebnisse der Untersuchungen und die Wichtigkeit aller Maßnahmen zu erläutern, plant die Untere Naturschutzbehörde im Sommer eine Infoveranstaltung. „Wenn die Corona-Situation das hoffentlich zulässt, können wir die Bürgerinnen und Bürger in einem größeren Treffen informieren, welchen Naturschatz sie hier vor der Haustür haben“, so Heike Meyer zu Bentrup, Abteilungsleiterin Umwelt beim Kreis Gütersloh. Wer so lange nicht warten möchte, kann sich schon jetzt zu einer Exkursion anmelden, die die Biostation gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Unteren Naturschutzbehörde am Sonntag, 15. Mai anbietet.
Informationen zum Hühnermoor: www.kreis-guetersloh.de/nsg-huehnermoor
Exkursion buchen: www.biostationgt-bi.de
Fällarbeiten pausieren – Fortsetzung im Herbst
Wie angekündigt ruhen seit dem 1. März aufgrund der beginnenden Brut- und Setzzeit die Fällarbeiten im Naturschutzgebiet Hühnermoor im Kreis Gütersloh. Nur die bereits gefällten Stämme werden noch gerückt.
Wegen des verschobenen Starts der Sägearbeiten, der sich aus den Rückfragen zu der Maßnahme ergab, konnten die Fällungen nicht vollständig abgeschlossen werden. Der beauftragte Forstunternehmer musste seine Auftragsabwicklung umorganisieren. Zudem verhinderten die Stürme vom 16. bis 19. Februar Arbeiten im Wald, so dass Personal und Maschinen nur an wenigen verbleibenden Tagen bis Ende Februar verfügbar waren. Zurzeit sind die aufwändigen Rückearbeiten mit Rückepferd und Forstraupe in vollem Gang. Diese werden noch zirka eine Woche andauern. Im Anschluss daran kann der beliebte Wanderweg rund um das Hühnermoor wieder genutzt werden.
Bereits abgeschlossen sind die Fällarbeiten an der westlichen Seite des Moores. Dieser Bereich hatte oberste Priorität, da dort als Folgemaßnahme der Entwässerungsgraben verschlossen werden soll. Auf einer weiteren Fläche östlich der zentralen Moorfläche wurde mit der Fällung und mit dem Holzrücken begonnen. Das Rücken war Voraussetzung, damit neben den bereits gefällten Bäumen überhaupt weitergearbeitet werden konnte. Aufgrund der knappen Zeit konnten einige unmittelbar am Moorrand stehende Bäume nicht mehr komplett gefällt werden. Hier wurden lediglich die Kronen eingekürzt, damit die Bäume weniger Wasser verdunsten und bei erneutem Sturm nicht auf die Moorfläche fallen können. Im Herbst – nach Abschluss der Brut- und Setzzeit – werden die Fällungen fortgesetzt.
Informationen zum Hühnermoor finden Interessierte unter:
www.kreis-guetersloh.de/nsg-huehnermoor