Leben ist ein Geschenk – aber nicht immer können Familien mit Neugeborenen dies so empfinden. Deshalb bietet der Kreis Höxter mit seinen Frühen Hilfen ein Angebot, das in Problemsituationen umfangreiche Unterstützung bietet. Dazu zählt der sogenannte Elternlotsendienst im St. Ansgar Krankenhaus in Höxter, der nun noch ausgeweitet werden soll.
„Krisen verhindern, bevor sie entstehen, das ist unser Ziel.“ Gerhard Handermann, Jugendamtsleiter des Kreises Höxter, setzt gemeinsam mit Silke Merkel, die das Netzwerk Frühe Hilfen koordiniert, voll auf vorbeugende Maßnahmen. „Je eher wir erkennen, dass Schwierigkeiten auftreten könnten, umso schneller können wir mit sinnvollen Maßnahmen fördernd eingreifen.“ So haben sich zum Beispiel die Familienhebammen inzwischen fest als Anlaufstelle etabliert.
Seit gut einem Jahr gibt es in der Frauenklinik des Klinikums Weser-Egge am Standort Höxter mit dem Elternlotsendienst einen weiteren Service, der auf große Zustimmung und Akzeptanz trifft. „In Höxter wurden im letzten Jahr knapp 1000 Kinder geboren“, berichtet Merkel. „Erfahrungen auch aus anderen Städten zeigen, dass bei etwa einem Drittel der Familien mit Neugeborenen rund um die Geburt ein zusätzlicher Informations- und Unterstützungsbedarf besteht.“ Doch es habe sich gezeigt, dass gerade diese Familien oftmals nicht von sich aus den Weg in die Beratungsstellen fänden. „Dies gilt insbesondere für Eltern, die großen Belastungssituationen ausgesetzt sind.“
Um erfolgreiche Präventionsarbeit leisten zu können, müssten deshalb neue Strukturen etabliert werden. Dies sei im September 2015 hervorragend gelungen, erläutert Silke Merkel. „Der Kooperation des St. Ansgar Krankenhauses, dem Bereich Frühe Hilfen des Kreises Höxter und der Schwangerenberatungsstelle von donum vitae ist es zu verdanken, dass es seitdem auf der Wöchnerinnenstation einen Elternlotsendienst gibt.“ Das Präventionsprojekt richtet sich an alle Frauen, Väter, Paare und Familien, deren Kinder im St. Ansgar Krankenhaus geboren werden und bietet Rundum-Hilfe bei kleinen und großen Sorgen.
„Elternlotsen erkennen häufig Probleme und den Bedarf an Unterstützung, sprechen mit den Müttern während ihres Aufenthaltes in der Klinik und vermitteln dementsprechend eine auf ihre konkrete Situation abgestimmte Beratung und Hilfe“, erklärt Christina Irgang, Leiterin des Beraterteams von donum vitae in Höxter. „Die Tage, die eine Wöchnerin nach der Geburt ihres Kindes in der Klinik verbringt, sind ein idealer Zeitraum für Gespräche, in denen individuell überlegt werden kann, ob und wo Bedarf an Hilfe besteht.“ Es gäbe kaum eine Zeit, in der Menschen dafür empfänglicher seien, weiß die erfahrene Sozialpädagogin. „Eltern wollen immer gute Eltern sein.“
Die Elternlotsen aus der Schwangerenberatungsstelle von donum vitae sind bis zum dritten Lebensjahr eines Kindes kompetente Ansprechpartner, wenn es um Fragen, Sorgen oder Probleme geht. So können sie vor Ort weiterführende Unterstützung vermitteln, unterstützen auf Wunsch aber auch bei Anträgen. „So verschieden die Hilfestellungen auch ausfallen, den Familien entstehen dabei keine Kosten“, so Christina Irgang. Die Mütter und Väter sind für diese Hilfe sehr dankbar: „Ich finde es super, dass es dieses Angebot jetzt hier im Krankenhaus gibt, das erspart mir Wege. Ich hätte sonst gar nicht gewusst, an wen ich mich wenden kann“, bedankt sich eine junge Mutter.
Im ersten Jahr des Lotsendienstes wurden 583 Personen gezielte Informationen und Beratungen zu einzelnen Themen angeboten, zogen die Initiatoren jetzt eine Zwischenbilanz. „Der Elternlotsendienst ist ein niederschwelliges Angebot, welches grundsätzlich allen Eltern, Paaren sowie Alleinerziehenden und Großeltern zu Gute kommen soll“, erläutert Irgang, „aber auch für das Pflegepersonal, Ärzte und Hebammen kann der Elternlotsendienst ein kompetenter Ansprechpartner sein.“
Ab Januar nächsten Jahres wird es ein weiteres Angebot im Krankenhaus geben. Die Schwangerenberatung von donum vitae wird bei den Informationsveranstaltungen, die der Kreissaalbesichtigung vorgeschaltet sind, mit von der Partie sein. Neben den Gynäkologen, den Hebammen und den Kinderärzten werden auch die Elternlotsen ihre Angebote und Möglichkeiten für werdende Eltern und die Zeit nach der Geburt vorstellen. „Dies ist eine sinnvolle Ergänzung, um das Angebot rechtzeitig bekannt zu machen“, sagt Dr. Kerstin Todt, die sich als Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am St. Ansgar Krankenhaus über diesen neuen Service freut. Die Elternlotsen von donum vitae sind täglich erreichbar – telefonisch unter der Rufnummer 05271/1070 oder per E-Mail „hoexter@donumvitae.org“.